Das inzwischen weitgehend bekannte „Burnout-Syndrom“ (erschöpft und ausgebrannt) ist eigentlich eine tolle Sache, auch wenn es im späteren Stadium oft fatal in einer Erschöpfungsdepression endet. Es macht es dem Betroffenen leichter, über seine Erkrankung zu sprechen, da der Begriff nicht so negativ besetzt ist wie „Depression“ (psychisch krank, stigmatisiert). Der „Ausgebrannte“ hat für seinen Job „gebrannt“ hat Leistung gebracht. Nur halt viel zu viel. Er die Signale, die sein Körper ihm als Warnung sandte, (oft Schlafstörungen, Reizbarkeit, Abgespanntheit, manchmal auch körperliche Symptome wie Tinnitus, Verdauungsbeschwerden) ignoriert. Im klassischen Fall hat er diese Symptome, die ja eine Bitte seines Körpers waren, „das Tempo“ zu reduzieren, gar nicht wahrgenommen und pflichtschuldigst versucht, die nachlassende Leistungsfähigkeit durch mehr Anstrengung zu kompensieren und dadurch die „Burnout-Spirale“ erst recht angetrieben.
Viele Betroffene gelten in der Tat als aktiv, dynamisch, ideenreich und engagiert. Von der Klassenfahrt bin zur Schulveranstaltung – immer dabei! Nach und nach wird das (Über-) Engagement durch eine sich langsam, aber unerbittlich ausbreitende Erschöpfungsphase gleichsam ausgebremst: Burnout-Betroffene sind emotional und auch körperlich oft völlig erschöpft und können an ihre bisherige Leistungsfähigkeit nicht mehr anknüpfen. Die „Akkus“ sind leer, sie haben die Fähigkeit, innerhalb der vorgesehenen Zeiträume (Freizeit, Nacht, Wochenende, Ferien) Leistung wieder aufzunehmen, verloren.
Sicher ist bei Pädagogen ein Auslöser für Burnout, dass sich die Vorstellung vom Lehrerberuf oft stark vom schulischen Alltag unterscheidet. Die Realität an vielen deutschen Schulen kennen Sie selbst: Schüler und Schülerinnen, die sich nicht wirklich für den Unterricht begeistern lassen und von „wichtigen“ Dingen wie der Dauerbenutzung des Handys abgelenkt sind. Anerkennung – Fehlanzeige! Kommen dann noch Kritik von Eltern, Kollegen und Kolleginnen oder der Schulleitung hinzu, dann ist der Weg für das Burnout bereitet.
Die ersten Symptome schleichen sich ein. Man hat wieder einmal „schlecht geschlafen“ fühlt sich immer häufiger gereizt, müde, abgeschlagen und überfordert. Oft werden diese unangenehmen Gefühle noch von einer inneren Anspannung begleitet. Menschen aus dem direkten Umfeld wundern sich über die Veränderungen und kommentieren dies oft mit: „was ist nur los mit Dir, komm mal runter, mach mal Urlaub“. Von den Fasnachtsferien quält man sich über die Osterferien zu den Sommerferien, denn dann kann man ja endlich ausspannen, doch auch die waren zu kurz!
Ein weiteres Indiz für ein beginnendes Burnout kann auch eine zunehmende Infektanfälligkeit sein. Die Betroffenen werden müde, z. B. im Sinne einer eigenartigen, alles durchdringenden Mattigkeit, in Fachkreisen auch als Tagesmüdigkeit oder chronische Müdigkeit bezeichnet. Am Schluss drohen sogar rasche Erschöpfbarkeit und schließlich regelrechte Kraft- und Antriebslosigkeit. Dazu kommt ein sonderbares Phänomen, nämlich „müde, matt und abgeschlagen“ nach außen, innerlich aber unruhig, nervös und gespannt, mitunter sogar reizbar und gelegentlich aggressiv.
Natürlich reagiert jeder Ausgebrannte anders, aber immer wieder zu hören sind folgende Charakteristika: Desillusionierung, das Gefühl von Widerwillen, Ärger, Versagen, Entmutigung, Gleichgültigkeit, Schuldgefühle, negative Einstellung mit wachsendem Widerstand, täglich zur Arbeit zu gehen, ständiges „auf-die-Uhr-Sehen“ in der Schule, Fluchtphantasien und Tagträume, Überziehen von Pausen, verspäteter Arbeitsbeginn, wachsende Fehlzeiten, Verlust von positiven Gefühlen gegenüber Kollegen und Schülern. Es kommt zu einem inneren Widerstand gegen Anrufe und auch gegen das Auseinandersetzen mit Kollegen, Schülern und Eltern. Das Ganze mündet schließlich in einen Endzustand, der sich in Resignation, Entmutigung, verringerte Frustrationstoleranz, leichte Kränkbarkeit, Niedergeschlagenheit zeigt.
Und hier liegt ein wesentlicher Unterschied zur Depression! Die Freizeit kann durchaus noch positiv wahrgenommen werden. Spaß haben, Hobbys ausleben, Freunde treffen funktioniert im Wesentlichen noch, selbst wenn diese Dinge aus Gründen der „Ressourcenschonung“ oft reduziert werden. Es sind somit im Gegensatz zu einer Depression noch nicht alle Lebensbereiche betroffen.
Auch ist der Depressive über den Punkt der Reizbarkeit meist bereits hinweg – er wird gleichgültig, innerlich leer, aus farbig wird grau und kann seine negativen Gefühle nicht mehr ausagieren, nicht mehr kompensieren. Ein weiterer Unterschied findet sich darin, dass Depressive sich für Ihren Zustand oft schuldig fühlen, von einem anhaltenden Stimmungstief gequält sind und unter Umständen sogar mit Selbstmordgedanken spielen. Die Schlafstörungen sind dramatisch, die Stimmungslage vor allem morgens unerträglich verzweifelt, der Antrieb fehlt.
Fazit: Die meisten Fachleute sehen im Burnout-Syndrom eine Vorstufe einer Depression, bei – besonders im Endstadium – oft ähnlicher oder gleicher Symptomatik. Das (leichtere) Burnout-Syndrom geht bei einer längeren Auszeit (z.B. Sabbatjahr, Sabbatical) oft vollständig zurück, die Betroffenen sind für einen gewissen Zeitraum wieder leistungsfähig, die Empfindungen wieder „gesund“. Beim Depressiven muss die Ursache geklärt werden, man kann nicht automatisch davon ausgehen, dass die Überlastungssituation auch die Ursache ist, auch wenn dies bei einer vorangegangenen Burnout-Phase sehr wahrscheinlich ist. Die Depression muss behandelt werden, der Kranke aus dem Job raus. Zu groß ist die Gefahr, dass er durch Chronifizierung der Krankheit „sein Leben verliert“, auch ohne dabei zu sterben.
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